Was war das für ein vollgepackter Abend mit tollen Bands, chapeaux Jazzhaus. Der Headliner namens Stick To Your Guns hätte alleine schon für einen großartigen Abend gesorgt, aber mit diesen beiden Supports wurde dem Abend wirklich die Sportgitarren-Krone aufgesetzt. Doch eins nach dem anderen.
Los ging es recht pünktlich um 20 Uhr mit den Locals von Backstabbed. Hier haben wir eine der umtriebigsten HC-Bands aus der Region vor der Nase, die nicht nur viel Zeit im Tour-Van verbringt, sondern auch großes Talent im Songwriting hat. „Germany’s Heaviest Boygroup“ nennt sich das Quintett selbst und sie wissen genau, wie man ein Set startet: Da wurde kurzerhand das Backstreet Boys Intro „Everybody“ umfunktioniert und das Publikum sprang direkt darauf an. Wer nun denkt, dass Backstabbed danach „einfach“ ihr Opener-Repertoire abfeuerten und dann wieder lautlos von der Bühne verschwanden, liegt falsch, denn die Jungs haben sich mittlerweile eine solide Fanbase in Freiburg erspielt. Warum ich das erwähne? Vor der Bühne wurde fleißig gemosht, es gab gleichzeitig zwei Circle Pits um die Stützen im Gewölbekeller (habe ich so noch nie gesehen), die Handy-Lichter wurden gezückt und in der vordersten Reihe wurde sehr viel mitgesungen. Das war mehr als solide und nur ein Opener auf dem Papier. Solltest du die Band nicht kennen, kannst du sie in circa zwei Monaten im Flamingo hier in Freiburg auschecken.
Weiter ging es mit Resolve aus Frankreich. Hier kannte ich lediglich den Bandnamen aber kaum die Musik dahinter. Was sich die nächsten 40 Minuten entlud, war Metalcore mit einem großen Hang zur Melodie. Besonders Sänger und Frontmann Anthony stach auf der Bühne heraus, denn was er mit seiner Stimme anstellte, gelang an diesem Abend niemand anderem: Da wurde mal eben von einer Kopfstimme in einen Scream gewechselt, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch nicht falsch verstehen, auch die Instrumenten-Abteilung der Band konnte einiges und hat sich tight durch das Set geshredded. Beim Song „Forever Yours“ wurde kurzerhand die Akustik-Klampfe ausgepackt, was wiederum zeigt, wie facettenreich die Kapelle ist. All das kam super beim Publikum an, in dem offensichtlich auch einige französische Fans von Resolve am Start waren. Ein Song, der die Band perfekt beschreibt, ist „Death Awaits“. Hängt da mal ein Ohr rein, aber Vorsicht: Was für meinen Geschmack auf Platte zu glatt klingt, kommt live mit deutlich mehr Kante ums Eck und hat mich dazu bewogen, die Band mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Super Band!
Nun war es Zeit für Stick To Your Guns, die diese Tour leider ohne Gitarrist Chris bestreiten müssen, der wegen familiärer Gründe zu Hause bleiben musste. Weniger Stagedives gab es deshalb nicht und die Band hatte die Lücke musikalisch gut gefüllt. Was soll man denn noch zu Stick To Your Guns sagen? Hier gibts teils schnellen Hardcore mit Breakdowns, melodischen Punkrock und obendrauf noch viel Interaktion mit dem Publikum. Nicht umsonst sind sie seit einigen Jahren ein sehr großes HC-Aushängeschild weltweit. Im Jazzhaus waren an diesem Abend ziemlich alle anwesenden Personen textsicher, was die Hits „Married To The Noise“, „Nobody“, „Against Them All“ und viele weitere Songs anging. Auch das neue Album „Spectre“ wurde u. a. in Form des Tracks „Weapon“ zum Besten gegeben. Der Gewölbekeller war komplett in Bewegung und übrigens ziemlich voll, wie es 2016 bereits im Crash zu erleben war. Was mich persönlich besonders gefreut hat, war der Song „Bringing You Down“, der nicht immer Teil des Sets ist und zu meinen Favoriten gehört. „Amber“ ist ein absoluter Pflicht-Track und eigentlich auch „We Still Believe“, der überraschenderweise an diesem Abend nicht gespielt wurde. Sei’s drum, denn auch ohne diese Nummer ist so eine Hardcore-Show ohne Absperrung und Securities ein Erlebnis. Außerdem ist es ein wahres Wunder, dass ich trotz mehrschichtiger Stagediver meine Cap immer noch besitze, denn die hab ich doch das eine oder andere Mal im Getümmel verloren.
Der Abend war auf allen Ebenen ein voller Erfolg und wegen mir kann jede dieser Bands gleich nächste Woche wieder nach Freiburg kommen. Danke, Jazzhaus-Crew für diesen Abend voller Highlights.
Alle Fotos stammen von Stefan Hipp, vielen Dank dafür!