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Engst & Kaffpanda im Artik Freiburg

Knappe neun Jahre hat es gedauert, bis die Berliner Kapelle Engst seit der Gründung den Weg nach Freiburg gefunden hat. Doch an diesem Sonntagabend sollte es soweit sein und das Artik war ab 20 Uhr schon bestens gefüllt, was mich positiv überraschte. Apropos „positiv überrascht“:

Los ging es mit einem Newcomer, der diesen Begriff wirklich verdient hatte: Kaffpanda. Die Band war kurzfristig als Tour-Ersatz für den eigentlichen Support Herbst eingesprungen und spielte vor gut besuchtem Haus ihr siebtes Konzert! Das merkte man dem Quartett nicht an und ich gehe mal schwer davon aus, dass die Herren vorher bereits in diversen Bands gezockt haben, denn eine gewisse Bühnenroutine war zu erkennen: Kaffpanda haben es nämlich gut verstanden, das Publikum – vor allem an einem Sonntag – zum Klatschen, Mitsingen, Handyzücken und Tanzen zu animieren, ohne dass das zu irgendeinem Zeitpunkt „cheesy“ geworden wäre. Gerade einmal zwei Songs spuckt mir Spotify zur Band aus, beide – „Nur der Anfang“ und „Willkommen in der Nachbarschaft“ – haben den Weg in die Setlist geschafft. Gut, das große Repertoire wird auch noch nicht vorhanden sein. Auch wenn der Name „Kaffpanda“ zunächst etwas nach „Spaßpunk“ klingt, werden hier nicht nur lustige Lyrics ausgepackt, sondern auch ernste Themen angesprochen, wie z. B. der Tod eines besten Freundes. Gute Band, hört da auf jeden Fall mal rein.

Weiter ging es mit Engst. Gesehen hatte ich die Band bisher noch nie, habe aber schon viel über die eingefleischten Fans der Kapelle gehört und auch schon unzählige Promomails bei Single-Releases erhalten. Songs wie „Optimisten“, „Geschichten schreiben“, „Wir werden alle sterben“ und viele mehr waren mir ein Begriff, obwohl ich die Band nicht sehr intensiv verfolge. Das spricht eindeutig für Engst. Das Live-Erlebnis übrigens auch, denn der Sound war unglaublich fett (Gruß an den Mischer, good Job!), die Energie vor und auf der Bühne elektrisierend und so war das komplette Set ein wilder Ritt durch Punkrock, Emotionen und Spaß. Ich habe z. B. noch nie gesehen, dass ein kompletter (!) Saal – inklusive mir – Punkrock-Polonaise (zum Song „König“) gemacht hat. Das war schlimm und großartig zugleich.

Wie wichtig die Fans der Band sind, kam nicht nur in die Ansagen raus, sondern auch durch die Spielzeit: Nach über einer Stunde kamen noch Zugaben obendrauf, sodass wir am Ende bei circa anderthalb Stunden gelandet sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei einer laufenden Tour und sollte man auch zu schätzen wissen.

Als für die erste Zugabe die Akustik-Klampfe gezückt wurde, war ich mir eigentlich sicher, dass „Herr Meier von der AfD“ folgen sollte, es kam jedoch anders. Sänger Matze ließ es sich aber natürlich nicht nehmen, zu dem Thema ein paar Worte loszuwerden: Im Kern der Aussage stand, dass man nicht das „Nazis raus“-Prinzip fahren, sondern in den Diskurs gehen sollte. Auch wenn das natürlich schwer und anstrengend ist, bringt es uns eher weiter als auszugrenzen (die Band darf sich natürlich gerne melden, sollte ich da was falsch verstanden haben). Weiter ging es anschließend mit den letzten Songs und dann war der Sonntagabend auch schon wieder am Ende.

Fazit: Werde ich bei der nächsten Engst-Show in der Nähe wieder dabei sein? Auf jeden Fall! Wenn du die Band noch nicht gesehen hast, gibt es hier eine klare Empfehlung. Alle anderen wissen bereits, von was ich rede.

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