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Tagebuch-Eintrag für dein nächstes Konzert

Wann geht es endlich wieder los, wann herrscht wieder Normalität auf den Bühnen weltweit und auch bei uns? Das können wir leider nicht sagen, doch wir haben uns eine Glaskugel gekauft und geschaut, wie dein nächster Konzertbesuch aussehen wird, wenn die Pandemie, Abstand halten, und Begrenzungen in der Personenanzahl der Geschichte angehören. Los gehts.

„Was für eine Woche! Es stehen gleich zwei Konzerte an, die ich auf keinen Fall verpassen möchte. Was hat diese scheiß Pandemie doch für Spuren hinterlassen, besonders auch in der Kulturszene. Ich bin fast ein wenig aufgeregt, dass ich heute Abend endlich wieder mal meine Lieblingsband sehen kann. Drei Mal wurde das Konzert verlegt. Heute findet es endlich statt und die Band ist laut Instagram auch schon angereist. Jetzt muss ich mich aber beeilen, in einer halben Stunde ist schon Treffpunkt zum Vorglühen, außerdem möchten wir rechtzeitig da sein.

Das fühlt sich echt komisch an, in einer Schlange aus Menschen zu stehen. So lange hat man darauf geachtet, genau diese Situation zu vermeiden und nun ist es wieder normal und vor allem auch legal. Krass ist auch, dass schon so viele Menschen da sind, obwohl in zehn Minuten erst die lokale Vorband dran ist. Vor der Pandemie hätte mich das nicht wirklich interessiert, und viele andere auch nicht. Doch wenn mich Corona eines gelehrt hat, dann wie wichtig mir Livemusik ist. Konzertstreams und Youtube-Festivalkonzerte habe ich mittlerweile gefühlt alle gesehen und keinen Bock mehr drauf. Ich will echte Musiker*innen auf Bühnen sehen und freue mich daher auch auf die Locals.

Der Vorband merkt man die Freude und die Nervosität richtig an. Wer weiß, wann/ob sie schon mal vor so vielen Leuten gezockt haben. Die Stimmung ist jetzt schon aufgeladen, man kann jeder Person ansehen, wie befreiend dieser Moment ist. Die Band macht ihren Job sehr gut, hat viele eigene Songs am Start und auch ein paar Coversongs, die vom Publikum super angenommen werden. Nicht jeder Ton sitzt, aber das macht nichts, selbst der Hauptact ist am Bühnenrand und schaut Teile des Sets mit an.

Danach ist kurz Pause und die Schlange zur Theke länger als zuvor beim Eintritt. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dran und gönnen uns gleich noch einen Kurzen auf das Bier. Selbst die Damen & Herren hinterm Tresen strahlen über beide Ohren. Klar, auch die haben eine gefühlte Ewigkeit nicht einen Ton von der Bühne gehört oder ein Bier ausschenken dürfen. Sie werden wohl einfach froh sein, dass sie noch da sind. Viele andere Clubs & Festivals haben die Zeit nicht überbrücken können.

Weiter geht es mit dem Toursupport, die sich während der Pandemie einen Namen gemacht haben. Zuvor hatte ich noch nie von ihnen gehört, daher ist das erste Live-Erlebnis auch wirklich positiv. Die Band nimmt das Publikum mit, die Bewegung in den ersten Reihen wird deutlich intensiver und die ersten Schweißperlen erreichen auch meine Stirn. Selbst die stickige Luft habe ich vermisst. Nach ein paar emotionalen Worten gibt es noch den letzten Song – den kenne ich von Social Media! – und die Band verabschiedet sich von der Bühne direkt zum Merchstand. Da werde ich nachher auf jeden Fall auch noch vorbeischauen. Ich will meinen kleinen Teil dazu beitragen, dass die Bands was mitnehmen heute Abend. Und wo kann man das besser machen als am Merch.

Jetzt bin ich wirklich aufgeregt. All die Monate inklusive den Verschiebungen sind vergessen. Das Licht geht aus und der Headliner betritt die Bühne. Es ist noch kein Akkord gespielt und die Leute rasten komplett aus. Auch ich finde mich jetzt weiter vorne wieder und habe auf dem Weg dahin meinen Bierbecher verloren. Egal. Keine zwei Minuten sind vergangen, und ich habe das Gefühl, schon einen Großteil meiner Stimme verloren zu haben. Die Energie, die sich hier aufgebaut hat, ist unbeschreiblich. Es knistert, alle Menschen haben ein Lachen im Gesicht. So intensiv habe ich das noch nie erlebt. Nach einer halben Stunde lasse ich mich ein wenig zurücktreiben. Sport war in letzter Zeit auch nicht unbedingt meine Stärke. Doch was solls, es folgt ein Hit nach dem anderen und ein Stagedive nach dem anderen. Man kann der Band ansehen, wie sehr sie das vermisst hat, und alle können das verstehen. Deshalb rastet hier auch alles aus. Selbst als das Set zu Ende ist, wird es nicht leiser. Das Publikum fordert so laut Zugabe, dass ich mein eigenes Wort aus der Menge nicht mehr raushören kann.

Nach zwei weiteren Songs ist dann wirklich Schluss, doch irgendwie scheint keiner Bock zu haben, nach Hause zu gehen. Am Merchstand ist die Hölle los! Was ist das denn? Das war doch noch nie so. Als ich dran bin, lege ich mir ein neues Shirt des Headliners zu und schnappe mir noch schnell Sticker und Demos für kleines Geld von den ersten beiden Bands, die ihren Job auch gut gemacht haben. Was für ein Abend.

Nach etlichen weiteren Getränken und Gesprächen mit der Band und anderen Besucher*innen habe ich es wieder nach Hause geschafft. Die Erholung wird allerdings nicht von langer Dauer sein, denn übermorgen geht es direkt weiter mit dem nächsten Konzert. Ich kann es kaum erwarten“

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