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Reingehört: Grade 2 – Selftitled

Cover - Grade 2 AlbumreviewOkay, zugegeben: Grade 2 ist klanglich nicht der große Bandname, den man gleich auf dem Schirm hat. Ich kannte die Band bis vor Kurzem gar nicht, obwohl die Briten bereits seit 2013 am Start sind und schon drei Alben (das letzte auch schon bei Hellcat Records) veröffentlicht haben. Ein glücklicher Zufall in Form eines Schreibfehlers spülte Grade 2 in mein Blickfeld und nach dem ersten Reinhören in die Single war ich gefesselt vom Sound. Doch dieses Mal will ich meinen „Bericht“ etwas anders aufziehen und nicht auf die einzelnen Songs, sondern mehr auf das Gesamtkonstrukt der selbstbetitelten Platte eingehen.

Zur Einordnung des Intros: Den Song, den ich als Erstes von Grade 2 hörte, war „Midnight Ferry“ und es gab direkt mehrere Punkte, die mich beeindruckten:

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1) Direktheit
Unter diesem Aspekt muss man zum einen den Klang der Platte nennen, denn hier ist nichts überladen, die Gitarren klingen nicht zu fett oder überproduziert, die Soli eher in Richtung DIY und der Bass klingt ganz einfach wie ein Bass, nur dass er im Mix deutlich mehr Präsenz erhält, denn der marschiert quasi konstant durch 15 Songs durch. Der Fachbegriff hierfür lautet wohl „Walking Bass“; wie wir ihn bei Chris #2 von Anti-Flag und vor allem bei Matt Freeman von Rancid lieben gelernt haben.

2) „Roughness“
Auch hier steckt natürlich der Sound drin, aber auch die Art des Songwritings, denn es gibt nur zwei Songs, die länger als drei Minuten dauern. Es wurde also auf zusätzliche Schnörkel, lange C-Parts und Krams verzichtet. Gesanglich gibt es einen Part, der mehr im nicht tonalen „Sprechen“ angesiedelt ist und klassisch melodische Vocals. Teilweise erinnert mich Grade 2 stimmlich an alte Streetdogs-Songs, was auch ein wenig mit der Stimmfarbe zu tun hat. Gang-Shouts dürfen hier natürlich nicht fehlen und wenn du nun alles zusammenzählst, wird dir auffallen, dass wir hier von straightem Punkrock sprechen.

3) Qualität
Die Songs klingen großartig, jedes Instrument hat seinen Platz, und keiner der 15 Songs bricht hier irgendwo ab oder wird zum „Skipper“. Daher ist die Review des neuen Albums auch komplett losgelöst von Songnamen. Wenn du die Kopfhörer drin hast und „Grade 2“ durchlaufen lässt, fühlt sich das wie aus einem Guss an, ohne langweilig zu wirken, denn hier und da wurden spannende Elemente wie Cowbell oder Klatschen eingesetzt. Ich meine auch ab und an eine Hammond-Orgel im Hintergrund zu hören.

4) Authentizität
Man kann bei Grade 2 die Doc Martens, Hosenträger und Jeans quasi hören und doch steckt für mich hier auch ganz viel kalifornischer Punkrock drin, den man gerade in hymnenhaften Refrains entdecken kann. Dieser Mix beeindruckte mich von Anfang an und zeigt eindrucksvoll, wie zwei komplett verschiedene Einflüsse sinnvoll miteinander verschmelzen können.

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Wenn ich jetzt ein paar Titel rausziehen müsste, um für die Platte zu werben, wären es wohl „Don’t Stand Alone“, „Judgement Day“ und den Titel aus dem Intro. Aber ganz ehrlich: Ich komme seit zwei Wochen nicht mehr von der Platte weg und musste jetzt gerade die Namen nachschauen, weil ich den Longplayer quasi nur am Stück höre. Gerade weil die ganze Musikwelt auf Singles im TikTok-Format schwört, ist so ein großartiges Punkrock-Album mit 15 Songs wichtiger denn je.

 

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