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Proberäume in Freiburg? Träum weiter!

Seit das Gelände des alten Güterbahnhofs dem Erdboden gleichgemacht wurde, gibt es für viele Freiburger Bands wiederkehrende Probleme bei der Proberaumsuche. Vor gut drei bis vier Jahren mussten damals die letzten übrig gebliebenen Räume der Abrissbirne weichen. Und wie sieht die allgemeine Situation für Bands heute aus? Mehr als Bescheiden.

Die Sanierung des Güterbahnhofareals war ein herber Verlust für die Freiburger Musikszene. Viele alte Gebäude wurden damals noch für Musik genutzt. Genaue Zahlen liegen mir natürlich nicht vor, schätzungsweise war aber jeder dritte Musiker aus Freiburg mindestens ein Mal zum Proben vor Ort. Fragt selbst einmal in eurem Bekanntenkreis nach! Ich selbst hatte die Möglichkeit, dort in einem alten Vereinsgebäude zu proben, das für mindestens acht andere Bands ein Zuhause war. Verglichen mit der Größe des gesamten Areals ist das Beispiel natürlich nur eine „Note im gesamten Song“. Davon ist heute nichts übrig geblieben. Natürlich konnte man das Gebiet nicht nur für die Musik aufrechterhalten, aber die Frage ist: Wie kann man solch eine große Lücke kompensieren?

Das Umland
Viele Bands sind nach Kollnau ausgewandert, wo der Keller einer Industriehalle als Proberanlage dient. Dort finden ca. 20–30 Kapellen eine Unterkunft, und die Räume haben viele Vorteile: Neben bezahlbaren Preisen kann zu jeder Zeit geprobt werden, egal ob Weihnachten um Mitternacht oder wochentags zur Mittagszeit. Man kann sich froh schätzen, solche Alternativen zu haben, und davon gibt es bestimmt noch ein paar mehr, von denen ich nichts weiß. Ca. 20–30 Minuten muss man mit dem Auto für den einfachen Weg aus Freiburg in Kauf nehmen, das geht natürlich noch. Die Meisten werden aber sicherlich mit der Bahn kommen, und gerade junge Musiker dürften an dieser Stelle einige Ausgaben für Bahntickets haben, wenn nicht schon ein Regioticket den Geldbeutel schmückt.

Und in Freiburg?
In Freiburg gibt es natürlich auch noch Proberäume, doch diese sind bis ins letzte Eck vollgepackt. Die Chance ist also sehr gering, einen Raum für deine Band zu ergattern. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man nur durch sehr viel Glück, durch zig Ausschreibungen und nach Monaten des Wartens eine Probestätte bekommen kann. Wenn überhaupt.

Beispiel gefällig? Der Verein Multicore Freiburg bietet den Nachwuchsbands eine Möglichkeit zum Proben, teilt aber auch auf der eigenen Website mit, dass sie „zwar mehrere Räume haben – die aber alle belegt sind, und dass die Warteliste recht lang ist.“

Und wenn man dann endlich mal eine Möglichkeit sieht, stellt sich der Vermieter oftmals als Abzocker heraus: Da werden für ein paar Quadratmeter utopische Mietpreise verlangt, eigenes Equipment hat „bestimmt“ keinen Platz und das Zeitfenster klingt mehr nach Hetzerei als nach Kreativität. Da bricht man schon in Stress aus, wenn man nur die Gitarre einstecken will. Das nennt sich dann wohl „Massenbandhaltung“ und dient nur einem einzigen Zweck: So viel Geld wie möglich generieren. Das frustriert nicht nur, das kostet unfassbar Substanz, sodass manch eine Combo daran sicher schon zugrunde ging.

Ich kenne einige Bands, die gerne wieder in Freiburg proben würden und auch immer mal wieder auf der Suche nach den richtigen Räumlichkeiten sind. Gerade in meinem Musikerbekanntenkreis wurden die letzten Jahre viele kritischen Stimmen „laut“, aber was bringt es, wenn nur der Freundeskreis bzw. die Szene selbst damit konfrontiert werden? Die kennen bereits die problematische Situation. Was kannst du also tun, was kann ich tun?

Macht mal Lärm!
Meckern alleine hilft nichts, jeder kann selbst aktiv werden und jede Stimme zählt: Egal ob ihr einfach nur diesen Blogeintrag teilt, selbst eure Erfahrungen berichtet, eure Meinung zu dem Thema öffentlich schildert oder ganz einfach Firmen anschreibt – dieses Thema muss eine größere Öffentlichkeit erhalten! Denn außer den betroffenen Bands wissen vermutlich die Wenigsten von diesem Problem. Macht mal Lärm und seid kreativ, wenn ihr diese Ansicht teilt.

Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja irgendwo noch den einen oder anderen Keller im Industriegebiet, der mit Bands gefüllt werden kann. Eventuell hat die Stadt ja noch ein paar Nutzungsvorschläge – wer weiß schon, ob die Oberhäupter Freiburgs überhaupt von der aktuellen Proberaum-Situation wissen, bzw. das Thema momentan überhaupt noch auf dem Schirm haben?

Die Basler Straße 2 (noch Bürgerservice) sucht momentan einen neuen Käufer. Mit im Rennen ist die Genossenschaft „Haus des Engagements“, die das Gebäude als Werkstatt der aktiven Bürgergesellschaft mit Initiativen und Vereinen füllen will. Vielleicht gibt es auch hier im Keller ein Plätzchen für diese Art der Kreativität, einen oder mehrere Räume für musikalische Vielfalt. Fragen kostet ja bekanntlich nichts, und vielleicht ergeben sich so wieder neue Ideen oder Vorschläge.

Vielleicht ändert sich auch nichts. Dann hat man es wenigstens versucht, einmal Initiative gezeigt und sich nicht immer nur im Stillen beschwert.

Eines ist jedoch sicher: Gerade die lokale Musikszene kann das Bild einer ganzen Stadt beeinflussen, egal ob Punkrock, Metal oder Pop. Musik kann nach wie vor ganze Generationen begleiten und vor allem prägen. Ohne ein solides Fundament werden es die Musiker hier aber weiterhin schwer haben, sich zu entfalten. Die Szene auch.

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