Ich falle hier direkt mal mit der Tür ins Jazzhaus: Es gibt keine deutschsprachige Band, die ich am 8. November lieber in Freiburg sehen würde als Fjørt. Diese Band aus Aachen liefert auf Platte und Bühne so viel Qualität und Energie, dass ich euch alle zu diesem einzigartigen Abend ~zwinge~ einlade. Warum mir diese Show neben dem Musikgeschmack so wichtig ist? Fjørt ist eine dieser Bands, die mich im Sportgitarren-Sektor an meine eigene Muttersprache herangeführt hat. Doch wir fangen vorne an.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich früher quasi nur englischsprachige Sportgitarrenmusik gehört habe. Zu plump oder einfach waren mir die meisten Deutschpunk-Bands in Text und Akkord. Natürlich waren meine Favoriten zu der Zeit lyrisch gesehen nicht besser, die Fremdsprache hatte schlicht die Inhalte besser verschleiert, während man auf deutsch jedes Wort umdreht. So geht es zumindest mir. In den letzten zehn Jahren hat sich das Blatt jedoch gewendet, die Kapellen, die meine Muttersprache nutzen, hauen anspruchsvolle Mucke raus und knallen einem Texte vor den Latz, die einen zum Nachdenken anregen.
Fjørt ist eine dieser Bands, die mich quasi mit meinem ersten Konzert in der KTS im Jahr 2015 komplett in den Bann gezogen haben. Ich rede heute noch über diese Show, obwohl ich das Trio auch danach noch einige Male gesehen habe, zuletzt Anfang des Jahres in Stuttgart. Natürlich waren die Konzerte danach auch hervorragend, nur war dieser Abend eben die erste Live-Annäherung, das erste Mal mit offenen Mund vor der Bühne stehen.
Doch warum ist Fjørt so speziell für mich? Musikalisch ist das eine reine Achterbahnfahrt, die Spanne reicht von fetten Riffs, die gefühlt eine Apokalypse einleiten könnten über einen Rausch, den man erlebt, bis hin zu ruhigen Momenten, wo du deinen eigenen Puls hören und spüren kannst. Ich scherze oft, dass die Texte irgendwann mal im Deutsch-Abitur behandelt werden, weil die Sprache in den Songs eine ganz eigene Ebene erreicht, die ich von keiner anderen Band kenne. Das geht weit über die Metaphorik hinaus, kann aber in wichtigen Momenten auch mal eine klare Ansage beinhalten. Neben dem Instrumental und der Lyrik gibt es dann noch das Live-Erlebnis: Nach Drummer Frank wurde wohl der Begriff „Naturgewalt“ eingeführt, denn mit welcher Energie er seine Schießbude bearbeitet, ist alleine schon ein Schauspiel und unterstreicht die Emotionalität in dieser Band. Bassist und Sänger David kennt dabei gefühlt keine Rast, das Mikro scheint bei ihm eher einer Fessel gleich zu kommen, von der er sich so oft es geht befreien muss, um mit dem Publikum in Interaktion zu treten. Gitarrist und Sänger Chris ist im Vergleich der Ruhepol und haut epische Melodien raus, aber nicht falsch verstehen, denn auch hier kommt das Haupthaar in Wallung, nur eben in weniger Chaos. Wenn man nun alle diese Charaktere auf einer Bühne bündelt, hat man Fjørt und gleichzeitig so viele Gründe, warum man sich das nicht entgehen lassen sollte.
Wenn das Jazzhaus am 8. November mit „Nichts“ (so heißt das aktuelle Album) gefüllt wird, hat sich die Band auch noch Unterstützung in Form des Supports „I Saw Daylight“ organisiert, ein weiterer Grund auf der Pro-Liste.
Zu guter Letzt bleibt mir nur noch zu sagen: Haltet die Augen offen, denn eventuell gibt es hier noch Tickets, die man gewinnen kann.
Wir sehen uns im Jazzhaus, hier findest du die aktuelle Veranstaltung.