There’s A Light: Dieser Bandname ist mir das erste Mal 2016 untergekommen, als ich die Jungs im Vorprogramm von The Caulfield Cult entdeckte. Ich kann mich noch sehr gut an diesen Abend erinnern, denn die Atmosphäre, die mit deren Songs aufkam, war bis dato nie wieder in der KTS zu sehen oder zu hören.
Seit diesem Tag verfolge ich There’s A Light auf Facebook. Als die Band dann im Juli eine China-Tour zur neuen Platte ankündigte, wurde es allerhöchste Zeit, ihnen ein paar Fragen zu stellen.
Für alle, die euch noch nicht kennen: Wer seid ihr, wie lange seid ihr schon als Band aktiv und welche Genre-Schublade würdet ihr für eure Mucke aufmachen?
Hallo liebe Leute! Wir sind die Band There’s A Light aus Lahr. Unsere Musik beschreiben wir als eine Mischung aus Post-Rock und Ambient-Musik. 2010 starb ein enger Freund von David, weshalb dieser mit Jonas das Projekt ins Leben rief. Der Name “There’s A Light” bedeutet für uns, dass es auch in den schwersten Zeiten immer noch Hoffnung gibt. 2011 nahmen wir die erste EP auf, welche größtenteils komplett an einem Wochenende improvisiert war. Dazu hatten wir die Möglichkeit ins Studio der Hochschule Trossingen zu gehen, in welcher Jonas Sounddesign studierte. Seit 2013 spielen wir als Band in folgender Besetzung :
Jan (Drums/Samples)
Andreas (Vocals/Bass)
Markus (Gitarre)
Jonas (Piano/Synth)
David (Gitarre)
Ihr schreibt hauptsächlich Instrumentaltracks ohne Vocals: War das von Anfang an die Idee, oder war der Stil eher aus der Not heraus entstanden?
Wir wollten eigentlich von Anfang an instrumentale Musik machen. Zum Einen, weil wir damals keinen Sänger hatten, zum Anderen weil Musik nicht immer Gesang braucht, um eine Message rüberzubringen. Andreas kam damals spontan mit ins Studio, woraufhin wir eine gute Mischung aus instrumentaler Musik und Parts mit Gesang hatten. An instrumentaler Musik schätzen wir, dass sie universal ist. Wirklich jede/r kann sie verstehen, egal welche Sprache er oder sie spricht. So kann sich jede/r durch Fantasie eine eigene Geschichte zu der Musik ausdenken.
Wie läuft euer Songwriting-Prozess ab? Klassisch im Proberaum jammen oder zu Hause am Rechner Ideen rumschicken?
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Für das Album entstanden die meisten Songs, oder zumindest das Grundgerüst, klassisch im Proberaum beim Jammen. Feinheiten wie etwa zusätzliche Gitarren, Klavier oder die elektronischen Drums haben wir jedoch dann am Computer hinzugefügt. Es lässt sich allerdings auch ein Song auf dem Album finden, der ausschließlich am PC entstand und von dem wir nicht ausgingen, dass er überhaupt irgendwann veröffentlicht werden würde. Zukünftig wird sich das Songwriting jedoch mehr in Richtung Computer und Mail verschieben, da wir mittlerweile geografisch etwas weiter auseinander wohnen.
Ihr habt vor Kurzem die Release eures ersten Albums gefeiert, die Show dazu war im Schlachthof Lahr. Wie war’s?
Obwohl wir uns durch die Tour eine große Routine erspielt haben, war es dann doch ein besonderes Konzert. Schließlich haben wir das komplette Album an diesem Abend zum ersten Mal in Europa gespielt! Deswegen hatte sich im Vorfeld auch eine gewisse Anspannung aufgebaut. Außerdem waren auch viele unserer Freunde und Familien auf dem Konzert. Und natürlich hatte zudem die tourbedingte verstärkte Medienpräsenz dazu geführt, dass sich auch einige Leute auf unser Konzert verirrten, die mit dem Begriff Post-Rock sonst wenig zu tun haben. Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit der Release-Show. Ein riesen Dankeschön geht noch an $.A.D, die uns an diesem Abend unterstützt haben. Es ist dann eben doch am Schönsten, wenn man sich mit seinen Freunden eine Bühne teilt.
Neben der Hometown-Releaseshow wart ihr vor Kurzem auch in China auf Tour. Ihr habt auch ein chinesisches Label namens „Weary Bird Records“, wie kommt man zu solch einem Abenteuer & zu diesen Connections?
Tja, das ist eine etwas längere Geschichte. 2016 hat uns ein chinesischer Labelmanager angeschrieben und uns gefragt, ob wir Lust hätten eine Chinatour zu spielen. Zuerst haben wir das für einen Scherz gehalten und waren ganz schön skeptisch. Und da sich daraus dann auch nichts entwickelt hatte, fühlten wir uns bestätigt. Kurz darauf hat uns aber ein zweiter Booker/Tourmanager angeschrieben und uns ebenfalls nach China eingeladen. Und da haben wir die Lunte gerochen – wir hatten zu dem Zeitpunkt schon mehrere Millionen Streams auf chinesischen Portalen. Total verrücktes Ding. Im ersten Anlauf hat es nicht geklappt, aber dann haben wir uns trotz einiger Unklar- und Unsicherheiten (bis kurz vor Tourstart war nicht klar, ob wir ein Arbeitsvisum als Musiker bekommen) dafür entschieden und bei Weary Bird Records gesigned. Der Typ wurde letztendlich unser Tourmanager und koordinierte uns durch das größte Abenteuer unseres bisherigen Bandlebens.
Wie war euer Eindruck von der chinesischen Szene und dem Publikum?
Post-Rock ist in Asien, vor allem in China, ein deutlich größeres Genre, als es bei uns der Fall ist. Die Leute sind unglaublich interessiert an der Musik und füllen Clubs sowie größere Hallen problemlos. Die Aufmerksamkeit, die man vor und vor allem auch während dem Konzert erhält, war für uns wirklich etwas Neues. Das Publikum hört sehr aufmerksam zu und auch zwischen den Liedern wird nicht untereinander groß getuschelt und laut geredet, wie es zum Beispiel hierzulande der Fall ist, sondern es wird gespannt auf den nächsten Song gewartet. Am Anfang ist das vielleicht ein bisschen eigenartig, weil man das so nicht gewohnt ist, dass nach einem kurzen Klatschen wieder eine unglaubliche Stille herrscht. Zudem muss man die chinesischen Fans ein bisschen mehr animieren als in Deutschland, aber macht man das, dann macht jede/r im Publikum mit. Neu für uns war vor allem, dass wirklich nur wegen uns im Schnitt 250 BesucherInnen da waren, um uns zu hören. Einige Shows waren sogar ausverkauft, das war unglaublich. Viele konnten unsere Texte mitsingen, oder sogar ganze Reden mitsprechen, hatten Tränen in den Augen und freuten sich, uns zu sehen. Nach den Shows 30 Minuten lang Autogramme zu geben oder Bilder mit Fans zu machen war dort tägliche Routine.
Gibt es evtl. eine kleine Anekdote zu einer Show, die euch besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Jeder von uns hat so seine eigene, besondere Geschichte. Aber am meisten prägte die Erfahrung von der ersten Show in Peking unser Gedächtnis. Es war unsere erste Tour überhaupt und dann noch in China, wir wussten wirklich nicht, was uns erwartet. Wir standen vor der Tür der ersten Venue, haben uns über die erste Show unterhalten und dabei gerätselt, wie viel wohl kommen werden. Da waren auch schon die ersten Leute, die uns sofort als „There’s A Light“ erkannt haben und Bilder, Umarmungen und Autogramme von uns wollten. Irgendwann wurden wir auch schon in den Backstage-Bereich gerufen, um uns auf die Show vorzubereiten. Anfangs war der Club noch recht spärlich gefüllt, aber beim Betreten der Bühne brechend voll. Das war ein unfassbares Gefühl. Kurz vor der Zugabe sind wir dann raus in den Backstage-Bereich und konnten es alle überhaupt nicht glauben. All die Leute im Publikum waren nur wegen uns da. Als die Zugabe „We Choose To Go To The Moon“ mit dem ersten Akkord angespielt wurde und die Halle so richtig laut wurde, haben wir zum ersten Mal realisiert, wie wir dort in China überhaupt gefeiert werden.
Werbung via Social Media ist in China ja recht schwierig. Könnt ihr was dazu erzählen, wie die Promo für die Konzerte ablief?
Da in China Facebook, Instagram und auch alle Google-Dienste nur sehr schwer zugänglich sind, war es für uns selbst ziemlich schwierig schon davor Promo zu machen, um die Leute zu erreichen. Glücklicherweise haben das die Leute von Weary Bird Records in die Hand genommen und auf allen chinesischen Kanälen, welche in irgend einer Weise ein Pendant zu Facebook und Co sind, Werbung für uns gemacht. Auch die Venues haben mit eigenen Posts und Plakate für uns geworben, sodass am Ende die Konzerte immer sehr gut besucht waren.
Ihr habt ganze elf Shows in China gespielt. War da überhaupt Zeit, um ein wenig Sightseeing zu betreiben bzw. um die Kultur kennenzulernen?
11 Shows waren geplant, am Ende konnten wir leider nur 10 spielen. Nach unserem Konzert in Shanghai war durch einen Taifun der komplette Zug – und Flugverkehr nach Xiamen, unserer nächsten Station, lahmgelegt. Wir hatten kurz überlegt, ob man es noch mit dem Bus schaffen könnte, aber die Distanzen in China sind einfach zu weit und wir wären nicht rechtzeitig angekommen. Natürlich extrem schade für die Fans sowie uns, allerdings hat es uns auch einen Tag Pause ermöglicht und wir sind abends noch in Shanghai auf Sightseeing-Tour gegangen und haben uns die Innenstadt mit der beeindruckenden Skyline genauer angesehen.
Generell war die Tour sehr eng geplant, sodass wir oft jeden Tag in einer anderen Stadt gespielt haben. Am Anfang hatten wir einen Tag in Peking Zeit, um anzukommen und haben dort auch die Verbotene Stadt besucht. Danach war unser normales Programm fast immer morgens in eine neue Stadt zu reisen, im Hotel einzuchecken, zur Venue zum Soundcheck und dann das Konzert.
Je nach der Reisedauer hatten wir nach der Ankunft oder nach dem Soundcheck noch ein Paar Stunden, die wir genutzt haben, um die Stadt zu erkunden, in der wir waren. Wirkliches Sightseeing war allerdings nur an unseren freien Tagen möglich, an denen keine Fahrten anstanden.
Trotzdem haben wir einiges über das Land und die Kultur gelernt, da wir durch so viele verschiedene Städte gereist sind und viele verschiedene Menschen kennengelernt haben. Es war echt beeindruckend zu sehen, wie sich die einzelnen Städte und Landschaften auf unserer Reise voneinander unterschieden haben.
Was ist für die Zukunft geplant, stehen weitere Tourtermine in der Region an?
Wir haben vor kurzem in unserer Heimatstadt Lahr ein CD-Release-Konzert gegeben. Durch unsere China-Tour gab es Einiges an Berichterstattung in den lokalen Medien, wodurch viele Leute zum Zuhören gekommen sind. Momentan haben wir bezüglich einer neuen Tour noch nichts Konkretes geplant. Wir haben die Möglichkeit, erneut durch China zu touren, wollen das allerdings erst angehen, wenn wir auch ein neues Release haben. Also erstmal heißt es für uns, sich nach dem Album-Release auf neue Musik zu konzentrieren. Ansonsten gibt es auch vereinzelte Anfragen z.B. aus Italien und wir wurden sogar aus Indien angeschrieben. Mal schauen, was die Zukunft da noch für uns bereit hält.
Famous last words?
Vielen Dank an unsere Familien, Freunde und vor allem unseren Fans. Es ist unglaublich, dass wir so etwas Großes erleben durften.