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Bensnburner – Schatulle

Bensnburner – diesen Namen werden viele von euch in Freiburg bereits kennen. Dahinter verbirgt sich Ben Krahl, den ich vor vielen Jahren als Bassist der Final Kings kennenlernte. In der Zwischenzeit stand dieser Name in unzähligen Band-Lineups und eben auch im eigenen Soloprojekt, welches bereits drei Outputs verzeichnen kann. Heute liegen uns die neuen Songs vor, die den Namen „Schatulle“ tragen.

Bevor wir ans Eingemachte gehen, muss ich mit einer Anekdote beginnen: Ich verfolge Bensburner quasi von Beginn an, denn irgendwann wurde ich klassisch für die Facebookseite eingeladen. Oftmals war mir die Mucke ein bisschen „too fancy“, denn mein Punkrock-Gehör ist auf Straightness gepolt, und vieles, was außerhalb des 4/4-Takts geschieht (z. B. das Album „patternwirtschaft“ von 2016), will nicht immer direkt ins Ohr gehen.

Nun, eines Tages bin ich über diese kurze Videosequenz auf Instagram gestolpert, die bei den Aufnahmen zur aktuellen Platte entstanden sind, und ich war hin und weg: Dieses eine Riff, was zu hören ist, hatte solch eine Gewalt und eine rohe Schönheit in sich, dass ich mich dabei erwischte, wie ich das Video ab und an wieder anschaute. Schwenk zu „Schatulle“: Genau dieses Riff steckt im ersten Song „EKG“ – und zu Beginn war ich entsetzt, denn es war nur im Hintergrund zu hören. Als wollte der Song auf meine Bedürfnisse eingehen, arbeitet sich exakt dieses Riff mit der Zeit immer mehr in Vordergrund, bis es sich nach vier Minuten frei entfalten kann. Das nennt sich wohl „Erlebnis der besonderen Art“.

Der zweite Track „what’s the meaning of guff“ hilft zu Beginn beim Runterkommen, doch bevor der Puls wieder normal erscheint, explodiert das nächste Riff und auch hier besticht der Song durch rohe Gewalt und die Schönheit in den zugrunde liegenden Tönen. Diese angesprochene Wucht hat vermutlich mehrere Gründe: Zum einen klingen die Aufnahmen extrem dynamisch, lebendig und nicht komprimiert oder überdreht (wurde übrigens in den Iguana Studios aufgenommen). Zum anderen hängt der Sound mit Sicherheit auch damit zusammen, dass alle sechs Songs nur aus Drums (auch dieses Mal schwingt wieder Norman Lonhard die Sticks), dem Bass VI und Synthies bestehen. Für alle, die dieses Instrument nicht kennen, gibts hier einen Einblick in den Bass. Übrigens ist laut Ben „keine einzige Gitarre involviert“.

Weiter gehts mit „Tutu“, einem Track, der Abwechslung in „Schatulle“ bringt. Hier ist gefühlt deutlich mehr Platz für atmosphärische Hintergrundelemente, aber natürlich darf auch hier die Melodie nicht fehlen, die sich am Ende doch noch, ohne zu Fragen, im Gehörgang festsetzt.

„Away From Home“ klingt wie der Name selbst: entfernt, etwas unnahbar. Gerade wenn man wie ich aus dem Süden kommt, und das Meer doch ein paar Autostunden entfernt ist, verstärken die Möwengeräusche im Hintergrund das Thema. Hier tauchen das erste Mal Vocals auf, die sich aber eher in der zweiten Reihe anstellen. Der Song steht gefühlt immer kurz vor dem Ziel. Man wartet auf den großen Knall, der aber nie eintritt. Der Titel hätte hier nicht besser auf das Instrumental passen können.

Der vorletzte Track „Scum“ ist so eine Art Kontrast zu den restlichen Songs. Der Fokus liegt hier mehr auf der Geräuschkulisse als auf dem einen einzigen Riff, das hervorsticht. Dadurch drücken sich die Drums mehr in den Vordergrund. Und was passiert im letzten Song? Exakt das Gegenteil: „Visible“ erzählt die Story der „Lead-Bassgitarre“, die sich den Weg zurück an die Spitze erkämpft. Sie ist deutlich „sichtbarer“ und klingt großartig. Wäre es eine normale Gitarre, dann würde ich sagen, dass der Octaver hier gut eingesetzt wurde, doch beim Bass VI benötige ich eine Anleitung, um zu verstehen, wie da alles funktioniert. Auch hier sind Snippets von Gesang wahrnehmbar, der Fokus bleibt aber klar auf dem Instrumental.

Mein Fazit: Die „Schatulle“ von Bensnburner ist gefüllt mit fetten Riffs und einer großen Portion Emotionen. Beim Durchhören der Songs zeichnet das Gehirn direkt Bilder auf die Musik und selbst bei sechs Songs muss das Gehörte erst mal verarbeitet werden, so viele Facetten stecken in den knapp 22 Minuten. Wer Bock auf durchdachten Postrock hat, sollte sich das neue Album von Bensnburner nicht entgehen lassen.

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