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Yotam & Joe McMahon im Swamp Freiburg

Was macht man an einem Dienstag Abend Ende August bei Sonnenschein und komfortablen 25°C? Genau – Man geht ins Swamp und zieht sich ein Akustik-Konzert rein. Aber ihr fragt euch sicher: was hat WEAR I BELONG an einem Akustikkonzert verloren und was hat das bitteschön mit Punkrock, Hardcore oder Metal zu tun? Die Antwort darauf ist sehr einfach. Erstens spielen beide Solo-Künstler in sehr bekannten Punkrock-Bands. Joe McMahon ist Frontmann von Smoke or Fire aus Boston und Yotam Ben-Horin ist Frontman von Useless ID aus Tel Aviv. Zweitens folgte ich der Einladung von Lucky Booking.

Doch bevor diese Herren die Bühne betraten gab es noch einen lokalen Support von der Handmade-Alternative-Pop Combo Greenhouse aus Freiburg. Da dieser Style allerdings aus unserem „Radar“ fällt und ich zudem nur die letzten 2 Songs gehört habe, möchte ich hierzu nichts weiter erwähnen, ausser, dass die Jungs aus Freiburg dem bereits gut gefülltem Swamp ordentlich eingeheizt hatten.

Danach betrat Joe McMahon die Bühne mit seiner Akustikgitarre. Auch er hatte im Handumdrehen das Publikum auf seiner Seite und überzeugte mit seinen Songs über das Alltägliche, hier und da gespickt mit etwas Politik und das alles gut verpackt mit den passenden Anekdoten zwischen den Songs. Das, was ich an Smoke or Fire schon immer großartig finde, nämlich Joes Stimme, überzeugte mich auch an diesem Abend. Bei den letzten Songs kam bereits Yotam auf die Bühne und begleite Joe mit Percussion und leichten Backing-Vocals. Die Jungs sind schon eine Weile zusammen auf Tour und verstanden sich daher prächtig. Joes Debut-Solo-Album wird demnächst über Gunner Records veröffentlicht, die unter anderem auch schon Alben von Frank Turner veröffentlicht haben. Das sollte man sich dann auf jeden Fall besorgen!

Nach einer kurzen Pause ging’s dann auch direkt mit Yotam weiter. Auf diesen jungen Mann war ich besonders gespannt, da ich den Song „state of fear“ seiner Band Useless ID als einen der besten in diesem Genre bezeichnen würde. Aufmerksam wurde ich auf die Band aus Israel im Jahr 2004, als sie mit besagtem Song auf der Rock Against Bush Vol. 2 Compilation von Fatwreck vertreten waren. Das war damals ein wahrhaftiges Erlebnis, als ich diesen Song das erste Mal gehört habe…. aber zurück zu Yotam-Solo. Das, was der Typ nun in knapp 45–60 Minuten veranstaltete, war der absolute Wahnsinn. Ohne Scheiss! Solche Akustikkonzerte neigen ja auch mal gerne dazu etwas langweilig oder eintönig zu werden. Dies war hier überhaupt nicht der Fall. Vermutlich lag das schon daran, dass man direkt vom ersten Ton an die Energie des Sängers spürte. Er wusste von diesem Zeitpunkt an genau, wie er dem Swamp nochmal eine Schippe obendrauf setzen konnte. Bereits unter die ersten Songs wurde ein Cover von den Ramones (Pet Sematary) gespielt, wozu die Meute vor der Bühne lauthals mitsang. Natürlich durfte auch eine Akustikversion eines Useless ID Songs nicht fehlen. Zwischen den Songs erzählte er immer wieder Stories aus seinem Leben in einer Art und Weise, die das Publikum durchgehend zum Lachen brachte. Vor dem Coversong zu „international you day“ von No Use For A Name wurde es kurz etwas ruhiger und Yotam war bei der Ansage sichtlich gerührt als er von seinem Freund Tony Sly erzählte. Als er dann mit dem Song startete, hatte vermutlich die komplette Location die Gänsehaut angelegt. Bei mir war das auf jeden Fall so. Nach weiteren Songs, die er nun im Publikum stehend und rennend ohne Verstärker und Mikrophon spielte, und einer Zugabe beendete Yotam sein Set unter tosendem Applaus. Was ein Typ! Wie geil war das denn bitte!? Ich habe echt noch nie jemanden gesehen der solch ein Talent als Musiker und Entertainer zugleich hat und nach über 20 Jahren im Musikbiz auf der Bühne so eine Energie an den Tag legt. Davon kann sich so manch bekannter US-Punkrock-Legenden-Musiker eine große Scheibe abschneiden… Sobald er das nächste mal in der Gegend ist, werde ich auf jeden Fall wieder am Start sein… allein schon deshalb, weil er mir versprochen hat, das nächste Mal eine Akustikversion von „state of fear“ zu spielen.

Geiler kann ein Dienstag Abend fast nicht sein. Fettes Danke erneut an die Macher von Lucky Booking.

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