Shows am Sonntag haben ja schon ihren eigenen Charme. Vor allem dann, wenn der Headliner Thell Barrio heißt, Latincore macht und maskiert die Bühne entert. Als Support gab es gleich drei Bands zusätzlich obendrauf. Es gab also einiges auf die Ohren.
Los ging es um 19 Uhr mit Let Me Fall. Moment, ich korrigiere: Es sollte um diese Zeit losgehen. Als wir ankamen, wurde gerade erst das Drumset aufgestellt, da die Herren aus Mexiko Verspätung hatten und auch für die Backline zuständig waren. Das kann passieren! Los ging es also etwas mehr als eine Stunde später mit genannter Band aus Waldshut-Tiengen. Das Quintett verpackt harte Shouts mit cleanen Vocals. Vorbilder hierfür dürften Namen wie Asking Alexandria, Of Mice & Men oder Escape The Fate heißen. Der Sound vor der Bühne war leider nicht sonderlich prickelnd, Let Me Fall haben es aber trotzdem geschafft, die ersten Tanzwütigen in Wallung zu bringen.
Weiter ging es zügig mit I Cut Out Your Name. Die Kapelle aus Lörrach hat sich der deutschen Sprache verschrieben, und knüppelt gerne auch mal im Blastbeat durch die Nacht. Viel war nicht unbedingt los, aber für einen Sonntagabend kann man sicher auch nicht meckern. I Cut Out Your Name sind keine Unbekannten, denn der Name taucht des Öfteren auf diversen Flyern in der Region auf. Das merkte man: Die anwesende Meute hat es gefeiert und die Songs wurden teilweise auch feierlich mitgesungen. Fototechnisch ist vor allem Sänger Chris ein Fiasko: Der steht einfach nicht still. Erst als er sich kurz zur Fötusstellung auf dem Boden zusammenrollte, konnte man einigermaßen eine menschliche Silhouette auf den Bildern erkennen.
Danach war es Zeit für PIEDBOUCHE aus Straßburg. Oldschool Hardcore war nun auf der Tagesordnung und die vier Franzosen haben es krachen lassen. Sänger Charlie wirbelte um und in das Publikum und schrie sich seine Seele aus dem Leib. Die restliche Band wirkte hingegen ein wenig statischer, was der Stimmung aber sicher nicht schadete, im Gegenteil: Piedbouche waren ein guter Dosenöffner für den mexikanischen Headliner.
Quasi zur richtigen Zeit wurde der allgemeine Sound etwas besser und so war es an der Zeit für Thell Barrio. Es ist schon interessant zu beobachten, was maskierte Musiker für eine andere Wahrnehmung herbeiführen. Das Publikum wirkte irgendwie fokussierter. Wenn dann Frontröhre El Gallero noch eine dermaßen erdige Stimme dazu hat, die durch den ganzen Körper geht, dann dürfte eins sicher sein: Die Aufmerksamkeit ging ohne Umwege vom Zuschauer direkt auf die Bühne. Das war echt spannend.
Musikalisch haben Thell Barrio dann auch noch ein Special: Ein Percussionist neben dem eigentlichen Drummer. Das hebt den Hardcore dann doch auch aus der Masse hervor und sorgt für einen südamerikanischen Touch. Sollte man gesehen, als auch gehört haben. Die Stimmung im White Rabbit war ausgelassen und das Publikum feierte den Hauptact. Dieser zeigte sich dankbar und betonte oftmals die Tatsache, dass selbst an einem Sonntag Leute vorbeikamen, um die Mexikaner auszuchecken. Das klingt ja fast schon nach Romantik.
Trotz Verzögerung war es dann doch noch eine richtig schöne Sause mit einem wahren Exoten im Line-Up.