Reviews

Antiheld im Waldsee Freiburg

Ach du meine Güte! Mit dem Start dieser Review wollte ich mal schauen, wann der letzte Konzertbericht aus der Gaststätte Waldsee kam, und das ist ganze vier Jahre her. Antiheld haben glücklicherweise auf ihrer letzten Tour noch einen Zwischenstopp in besagter Venue eingelegt, um das zu ändern. Der Abend sollte aber direkt mit einem Dämpfer losgehen.

Als erstes stand nämlich Dave Collide auf der Bühne und ich wusste exakt nix davon, weder auf der Vaddi Concerts Website wurde darauf hingewiesen, noch auf irgendwelchen Tourplakaten vom Headliner. Das ist doch immer wieder ärgerlich, vor allem wenn es sich dabei um einen Singer-Songwriter handelt, der viel Punkrock-Attitude in seine Songs packt. Checkt den Herren definitiv aus.

Weiter ging es mit Elena Rud aus München, die das noch sehr zurückhaltende Publikum zum Auftauen brachte. Das kam über die sehr Indie-lastigen Songs, aber auch über die energische Art der Frontfrau, die die Besucher*innen von Anfang an abholte, zum Schmunzeln, Klatschen und auch zum Kreischen brachte. Das war jetzt nicht unbedingt die Art von Musik, die ich ständig höre, aber vor Ort sorgte z. B. die neuste Single „Paparazzi“ für eine deutlich ansteigende Temperatur. Das Set von Elena Rud war aber nicht nur auf Party ausgelegt, denn die Combo konnte auch einen Gang zurückgeschalten und dabei offen über Depression sprechen und singen. Diese Ernsthaftigkeit hat mir sehr gut gefallen, vor allem der dazugehörige Song „Dopamin“, auch weil hier die raue Stimme von Elena am Besten zum Vorschein kam.

Up next: Antiheld. Nach drei Alben, TV-Werbespots und unzähligen Shows war es nun an der Zeit, die Band ein letztes Mal auf ihrer Abschiedstour mitzunehmen. Erst kürzlich hatte ich die Stuttgarter auf einem Festival gesehen und wusste, was mich erwarten würde. Eines war auch an diesem Tag von Anfang an offensichtlich: Dieser Band merkte man an, dass sie auf vielen Bühnen gestanden sind, denn das Set war von Anfang bis Ende professionell und alles unglaublich „tight“ gespielt. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Musiker keinen Spaß auf der Bühne hatten. Das Gegenteil war der Fall. Zum besten gegeben haben sie natürlich all die Songs, die sich in den letzten sechs Jahren angehäuft hatten. Los ging es allerdings mit der neuen Nummer „Roadtrip“. Wie verpackt man drei Alben und weitere Singles in ein einziges Set? Dieser Frage hatte sich die Band vorab wohl gestellt und kurzerhand ein kleines Medley eingebaut, was die anwesenden Fans offensichtlich freute, denn jedes Wort davon wurde lauthals mitgesungen. Neben eigenen Songs wie z. B. „Sonnenkind“ oder „Berlin am Meer“ hatte die Band auch noch Luft für ein Cover (zumindest in Teilen) gelassen: „Rock’n’Roll Queen“ von The Subways. Gegen Ende des Sets verschwanden die Musiker von der Bühne, und die aufgebauten Bildschirme auf der Bühne sprangen an. Zu sehen war nun das Auflösungsstatement, welches auch über Social Media gestreut wurde. Eine nicht ganz unwichtige Info wurde online allerdings weggelassen: Antiheld ist tot, lang lebe Tripkid. Ein Teil der Band (Frontmann Luca, Basser Matze) macht unter neuem Namen weiter, haben ihre Mucke um einige Facetten erweitert und gleich ein kleines 3-Song-Set in den Abend eingestreut, inklusive Bannerwechsel und Merch-Umbestückung. Das war ein gelungener Effekt und die neuen Songs machten Bock auf mehr, denn am 2. Februar des kommenden Jahres gibt es ein neues Album unter neuem Namen. Man darf gespannt sein.

Nach dem gelungenen Abend hat sich das Front-Duo dann noch ausgiebig Zeit für Fans gelassen, um Fotos zu machen und Karten zu signieren. Wer nun beim Lesen Bock auf ein letztes Antiheld-Konzert bekommen hat, der hat am 2. Dezember noch eine allerletzte Chance in Stuttgart, also gleich um die Ecke.

Wir sind gespannt, was die Zukunft für die „neue“ Band bringen wird, auch wenn wir dabei dem unglaublich guten Bandnamen „Antiheld“ hinterher trauern.

Alle Fotos sind von Fidel Gómez Sanchéz.

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