Alle Fotos stammen von Ralph Galler
Als die Street Dogs 2020 ihre Auflösung bekannt gaben und die letzten geplanten Shows Corona zum Opfer fielen, fand ich das ziemlich scheiße. Bis heute landet ihre Musik – vorzugsweise das Album „Fading American Dream“ aus dem Jahr 2006 – auf meinen Ohren und ich hätte die Band gerne nochmal live gesehen. Fünf Jahre später gibt es glücklicherweise schon die Reunion und das passende Konzert im Café Atlantik. Da musste ich einfach hin!
Los ging es mit der Freiburger Band Always Upstream, die ich vorher quasi nicht kannte bzw. nur mal den Namen gehört hatte. Das Quartett ist ganz offensichtlich im Kindesalter in einen Topf voll kalifornischen Punkrock gefallen, was dem Publikum an diesem extrem heißen Tag gut gefiel. Besonders die letzten beiden Songs des Sets – die Band darf gerne kommentieren, wie die heißen – haben richtig Laune gemacht. Ein gut gewählter Opener für diesen Abend.
Weiter ging es mit Conservative Military Image, wo ich gar keine Ahnung hatte, was mich erwarten sollte. Rein nur vom Aussehen hätte ich auf den Klischee-Amerikaner mit Truck, Fitness-Studio und Beatdown-Hardcore geschlossen und sollte überrascht werden, denn was da aus den Boxen schallte, war „Skinhead Rock’n’Roll“, wie die Band sich selbst einordnete. Das hatte viel englische Kante und machte extrem viel Bock! Auf Platte kommt das für mich nicht ganz so rüber, aber vor der Bühne hat mich das zu 100 % abgeholt. Dass die Band Humor hat, bewies sie in der einen oder anderen Pause, ohne da den Hampelmann zu geben. Das waren sehr sympathische Typen, aber quasi im Format von Einbauschränken. Anspieltipp: „Indoor Skins“. Hier kommt die Musik gut raus und das Outro zeigt den angesprochenen Humor.
Last but not least: Street Dogs. Mit den ersten paar Akkorden war es wieder um mich geschehen. Die Stimme von Mike McColgan zieht mich immer in den Bann, besonders wenn einem dann gleich ein paar Songs vom besagtem Album um die Ohren fliegen. Um ihn herum teilten sich den wenigen Platz auf der Bühne natürlich Bassist Johnny Rioux, Tobe-Ersatz Craig Silverman (Agnostic Front) & Rhys Kill (auch bei Roger Miret & The Disasters) an den Sportgitarren, sowie Paul Rucker am Schlagzeug.
Es folgte ein Querschnitt durch 20+ Bandjahre, viel Mitsingen im Publikum, jede Menge Schweiß (ob man sich nun bewegte oder nur stand, war völlig egal) und ein rundum gelungener Abend. Was nach dem „letzten“ Street Dogs Song folgte, hat mich vom Hocker gehauen: Hier wurde mal eben ein großer Teil von „Do Or Die“ (Das einzige Dropkick Murphys Album aus dem Jahr 1998 mit Mike McColgan am Gesang) aus dem Dudelsack gezaubert. Natürlich waren alle sichtlich geflasht davon, selbst die Jungs von Conservative Military Image waren im Getümmel und auf der Bühne vertreten. Neben dem gleichnamigen Song gab es „Cadence To Arms“, „Barroom Hero“, „Never Alone“ und auch „Skinhead on the MBTA“ auf die Ohren! Hab ich was vergessen? Ziemlich sicher nicht, denn durch Zufall habe ich auf dem YouTube-Kanal von „Ad Acta“ das komplette Konzert gefunden, enjoy!